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Der Tod und das Mädchen
Kritiken | PR-Text + Video

An den Grenzen von Vergebung + Selbstjustiz:
“Der Tod und das Mädchen” in Hall

von Marco Russo/franzmagazine.com

(...) Das Sujet vom Tod und dem Mädchen ist zugleich der Titel eines Theaterstückes, das unter der Regie von Klaus Rohrmoser im Theaterpädagogischen Zentrum in Hall gespielt wird. Das Stück “Der Tod und das Mädchen” (im Original “La muerte y la doncella”), das vom chilenischen Autor Ariel Dorfmann verfasst, 1991 uraufgeführt und 1993 von Roman Polanski verfilmt wurde, erzählt die Geschichte einer brüchigen Beziehung im Kontext der Aufarbeitung der Diktatur Pinochets.

Brüchig ist die Beziehung deshalb, weil Paulina mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpft. Als junge Studentin wurde sie entführt, misshandelt, vergewaltigt – kurz: entwürdigt. Doch gerade jetzt, wo ihr Leben sich endlich hin zur Normalität zu bewegen scheint, geschieht das völlig Unerwartete. Ihr Ehemann Gerardo – der just als federführender Kopf in der Kommission sitzt, welche die Missetaten des Terrorregimes aufdecken soll – unterhält sich im Wohnzimmer mit einem Mann, dessen Stimme Paulina nicht fremd ist. Es ist der Mann, der Schuberts “Der Tod und das Mädchen” spielte…

Das Theaterstück “Der Tod und das Mädchen” ist ein gelungenes Psychodrama. Beim Zusehen dieses Stückes eröffneten sich mir im Hinblick auf die meisterhaft von Amarilla Ferenczy (Paulina), Günter Lieder (Arzt) und Marco Schaaf (Gerardo) gespielten Rollen, drei Fragestellungen (...)

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Rache und Vergebung
von Peter Teyml/Bezirksblätter Hall

Das Projekttheater Hall im TPZ Lobkowitzhaus wagt ein hoch politisches Psychsostück mit „Der Tod und das Mädchen“.

Es ist zweifellos ein Wagnis, ein derart mehrfach ausgezeichnetes, am Broadway, in London und in einem Polanski-Film mit berühmten Akteuren gespieltes Stück auf einer kleinen Tiroler Bühne aufzuführen, zumal der ausgebrochene Fasching viele Menschen zu seichteren Lustbarkeiten verführt. Klaus Rohrmoser, verantwortlich für Regie und Bühne, hat dieses Wagnis auf sich genommen und die Aufführung des Politthrillers von Ariel Dorfman mit drei engagierten Schauspielern verwirklicht. Der in Argentinien geborene Autor schöpft seine Inspirationen aus der Zeit als Unterstützter von Allende in Chile, er musste danach vor der Diktatur Pinochets fliehen.
Zum Inhalt: Pauline, verheiratet mit dem prominent gewordenen Anwalt Gerardo Escobar, glaubt in einem Gast ihres Mannes jenen Arzt wieder zu erkennen, der seinerzeit ihre Folterungen überwacht hat. Sie fesselt und knebelt ihn in der Nacht und bedroht ihn mit dem Erschießen, auch ihr Mann, frisch ernanntes Mitglied der staatlichen Untersuchungskommission, kann sie nicht davon abbringen. Der Arzt leugnet alles, letzten Endes erzwingt jedoch Pauline dessen Geständnis, Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ und ein Nietzsche-Zitat entlarven den Schuldigen.

Der junge Marco Schaaf verwirklicht natürlich, glaubhaft und eloquent die Figur des idealistischen Anwalts, Amarilla Ferenczy findet, anfangs überzeichnet, nach und nach in das Wesen der rachedurstigen Pauline, gestisch und mimisch zwar stark, sprachlich jedoch nicht immer klar. Dass Altmeister Günter Lieder der Rolle des larmoyanten Gefesselten mit Routine gerecht wird, verwundert kaum, wahre Spielleidenschaft war andernorts jedoch erlebbarer als in dieser Aufführung. Dass hier nicht Unterhaltung, sondern Politisches, Psychologisches und Dramatisches mit Verve geboten wird, sollte den Theaterraum eigentlich füllen, auch wenn Themen und Orte von damals ganz junge Menschen vielleicht weniger bewegen als jene der so genannten 68er-Generation. Gespielt wird bis zum 15. Feber.

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